Wandern in der südlichen Toskana ... 
... in dieser wundervollen Landschaft

vom 15.05.2006 bis 21.05.2006

6. Tag, Samstag 20.05.2006: Abtei San Galgano, die wohl schönste sakrale Ruine der Toskana, die Einsiedelei Monte Siepi  
und einen freien Nachmittag
Damit die Seiten nicht zu groß werden, habe ich den heutigen Tag in 2 Teile geteilt. 
Teil 1 - Wanderung und San Galgano
Teil 2 -
Siena - "La Bella Città" - Diaschau

*********************************************************************************************
Teil 1 - Wanderung und San Galgano

Wir verlassen an diesem Samstagmorgen Siena durch die Porta San Marco und fahren auf der mittelalterlichen Massetana (heute SS 73) in südwestlicher Richtung. Frassine ist unser Ziel. Ein kleines Dorf, abseits der Hauptverkehrsstrassen im toskanischen Hügelland gelegen. Dieser Ort hat nichts zu bieten ausser einer schreienden und schimpfenden Signora auf einem Moped. Für uns ist Frassine einfach Ausgangpunkt unserer Wanderung
Wir lassen Frassine hinter uns. wandern vorwiegend auf Schotterwegen durch die herrliche, lichtdurchflutete Landschaft.
Eine völlig unberührte Natur, endlose Eichen- und Kastanienwälder, kleine mittelalterliche Orte, wie Chiusdino warten darauf entdeckt zu werden. Colline Metallifere (Metallhügel) heißt der Gebirgszug, der sich von Siena bis nach Massa Marittima erstreckt . Die "Metallhügel", waren seit den Zeiten der Etrusker ein Abbaugebiet für Silber, Kupfer, u.a. Metallen. Vor 10 Jahren wurde die letzte Mine geschlossen. 

Frassine

Chiusdino
Chiusdino, das kleine Städtchen auf dem steilen Hügel, grüßt uns. Von weitem scheint man noch Teile der alten Befestigungsmauern und das Eingangstor zu erkennen, sie entstand (11. - 12. Jahrhundert) als Militärfestung im Tal der Merse.

In
Chiusdino begann die Geschichte San Galganos. Im 12. Jahrhundert mit Galgano Guidotti, einem Ritter aus Chiusdino, der sich dazu entschloss, auf seinen gesamten Besitz zu verzichten, da dieser eigentlich unnütz war. Genau wie der heilige Franziskus widmete er sich von da an nur noch dem Beten sowie der Armenfürsorge. 
In der Zwischenzeit haben wir in dem leichten Auf und Ab der Landschaft einige Kilometer zurückgelegt, sind an einer Abzweigung einen abgesperrten Weg weitergegangen, der uns an eine Wegkreuzung im Wald brachte. Man wandert hier nach links auf dem breiten Weg ohne Markierung weiter. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir eine Autostraße, die wir überqueren, jetzt noch eine Waldschneise hoch und wir stehen auf dem großen neu angelegten Parkplatz von San Galgano. 

Vor uns auf einem Hügel steht sie, die Capella di Monte Siepi


Oratorium Monte Siepi
Hier geht die Geschichte von dem Ritter Galgano Guidotti aus Chiusdino weiter.

Eine Legende besagt, dass ihm der Erzengel Michael erschien, der ihm sagte, dass er auf dem Monte Siepi eine Einsiedelei errichten sollte. 
Galgano Guidotti starb 1181, im Alter von nur 33 Jahren. Nach seinem frühen Tod wurde er bereits vier Jahre später von Papst Lucius 111. heiliggesprochen, und Zisterziensermönche und junge Adelige aus Siena errichteten über seinem Grab ein erstes Kloster.

Blick vom Monte Siepi 

Wir gehen vom Parkplatz die wenigen Meter bergan und stehen vor dem Oratorium Monte Siepi 


Eingang, Oratorium Monte Siepi                                    

Oratorium Monte Siepi - Altar 
Vor dem Altar, ist der Stein mit dem Schwertknauf San Galganos eingelassen.
 

Als Zeichen seiner Lebensumstellung stieß er sein Schwert in den Felsen des Monte Siepi. Der Schwertgriff verformte sich daraufhin und nahm die Form eines Kreuzes an. 

Im Innern der Kirche sind Ringe zu sehen, die sich in der Kuppel fast schwindelerregend fortsetzen, sie symbolisieren Unendlichkeit. 

Oratorium Monti Siepi, Kuppel

Oratorium Monte Siepi
Das Gebäude wie auch die Kuppel im Innern bestehen aus wirkungsvollen Ziegel- und Travertin Streifen.

Oratorium Monte Siepi
Den Hügel beherrscht noch heute die dekorative Rotunde aus Ziegelsteinen und Travertin. Beinahe wie ein etruskisches Kuppelgrab steht sie nun da, eine der ganz seltenen Rundkirchen der Toskana. 

Monte Siepi wurde aber bald zu klein und so beschloss man, unterhalb ein größeres Kloster zu bauen, die – Abtei San Galgano.
Auch wir folgen dem Beschluss und wandern auf einem ausgetretenen Pfad vom Monti Siepi hinunter in die Ebene und dort auf einer grünen Wiese erhebt sich die Abtei San Galgano.


Der erste Blick lässt die ehemalige Größe und Schönheit dieses Bauwerkes erahnen. 
Es ist einfach ein majestätischer Gesamteindruck. 

Der Bau der Kirche dauerte über 80 Jahre, die innovativen Zisterzienser waren überall als Baumeister begehrt, zeitweise leiteten sie sogar den Dombau in Siena. Der Grundriss ist der eines Kreuzes, unterteilt von 16 mächtigen Kreuzpfeilern aus Travertin, und der dreischiffige Bau bedeckt eine Fläche von 69 m Länge und 21 m Breite. 

Abtei San Galgano

Abtei San Galgano
Nach all den herrlichen Kirchen in Siena ist es wunderschön, sich in diesen alten Mauern aus dem 12. Jhdt. zu bewegen und nach oben in den Himmel und in die Wolken zu sehen. Im Frühjahr, kann ich mir vorstellen, ist der Fußboden eine grüne Wiese. Jetzt ist es Mitte Mai, es ist nur noch ein staubiger Boden mit vereinzelten Grasbüscheln. In einem Reisebuch habe ich darüber folgendes gelesen: 

"Das Dach ist der Himmel. Die Fresken sind Wolken. Der Boden ist eine duftende Wiese. Und statt einer Orgel summen die Bienen".

Abtei San Galgano

An diesem Vormittag genießen wir die himmlische Stille in diesen Mauern. 

Bernhard von Clairvaux, der Zisterzienserabt und Mystiker, der die abendländische Architektur Anfang des 12. Jh. im wesentlichen mitprägte und für dessen Ausbreitung er über ganz Europa verantwortlich zeichnet, lehrte, dass "Gott das Licht" ist. Dann dürfte man hier in San Galgano mit der Einbeziehung des (Tages) Lichts, Gott selten so nahe sein wie im Innern des ältesten gotischen Kirchenbaus Italiens.
In der nach Osten ausgerichteten rechteckigen Apsis steht ein einfacher steinerner Altar, auf den früh morgens die ersten Strahlen der Sonne fallen. Unter dem freiem Himmel wirkt er fast wie ein heidnischer, vorchristlicher Opfertisch. 


Abtei San Galgano - in der Apsis ein steinerner Altar
Man fragt sich aber, warum blieben nur die Mauern stehen? Wie so oft hatte der schnöde Mammon und die Gier die Hand im Spiel. Ein gewissenloser Abt verkaufte das Bleidach der Abtei, was dann zum Untergang des Klosters führte.

Abtei San Galgano

Abtei San Galgano - Seiteneingang
Außer der spektakulären Kirchenruine ist von dem Kloster nur noch der Ostflügel mit Sakristei, der Kapitelsaal und einem Teil des Kreuzgangs übriggeblieben. Nachdem sich in den 60er Jahren vereinzelte Zisterzienser und später Olivetanerinnen um die Restaurierung der Gebäude und der schwer angeschlagenen Kirche kümmerten, leben hier heute eine Gemeinschaft ehemaliger drogensüchtiger Männer, die aufopferungsvoll für die Erhaltung der Abtei sorgen und neben Landwirtschaft einen kleinen Andenkenladen betreiben.

San Galgano
Dieser Besuch in der Abtei San Galgano hat sich wirklich gelohnt. Die Pracht dieser ehemaligen Zisterzienserabtei ist einfach majestätisch. Für uns heißt es Abschied nehmen, der Bus wartet schon.

 
Nach der Rückkehr in Siena haben wir heute noch ein freien Nachmittag zur Verfügung. Wir werden noch einmal durch die Gassen von Siena schlendern und "La Bella Città" bewundern.

Weiter, 6. Tag / Teil 2 - Diaschau - Siena - "La Bella Città" 

| Home | Startseite-Toskana | Geschichte | 1. Tag - Anreise |
| 2. Tag -  Sieneser Crete - Siena-Stadtführung | 3. Tag - Castellina-, Panzano-, Radda- und Gaiole- in Chianti | 
| 4. Tag -  San Gimignano | 5. Tag - Monte Oliveto Maggiore, Pienza, Montepulciano

| 6. Tag - San Galgano, Chiesa di Monte Siepi | 7. Tag - Heimreise  |