Wandern in der südlichen Toskana ... 
... in dieser wundervollen Landschaft

vom 15.05.2006 bis 21.05.2006

4. Tag, Donnerstag, 18.05.2006 - San Gimignano

Damit die Seiten nicht zu
groß werden, habe ich den heutigen Tag in 2 Teile geteilt. 
Teil 1 -
San Gimignano
Teil 2 - Wanderung um San Gimignano

***********************************************************************************************

Teil 1 - San Gimignano

Heute ist Donnerstag. Bei herrlichem Wanderwetter verlassen wir Siena mit dem Bus in nordwestlicher Richtung. Fahren an
Monteriggioni vorbei, das uns mit seiner mittelalterlichen Stadtmauer aus der Ferne grüßt. Kurz nach Colle di Val d'Elsa steigt für uns völlig unerwartet über dem Hügelland die Silouette San Gimignanos auf. Die Stadt, inmitten einer üppigen Landschaft aus Olivenhainen und Weinbergen und mit seinen mittelalterlichen Türmen ist unser heutiges Tagesziel.
  

Bilck auf San Gimignano


Porta San Giovanni
Wir steigen auf dem großen Parkplatz vor den Toren der Stadt aus und gehen die wenigen Meter zu Fuß bis zur Porta San Giovanni weiter. Heute ist Markttag in San Gimignano. Wir schlängeln uns durch die Via San Giovanni, über die Piazza della Cisterna zur Piazza del Duomo. 

Via San Giovanni                

Palazzo del Podesta, rechts mit Torbogen 
Rund um die Piazza del Duomo findet man neben der Basilika Santa Maria Assunta (Duomo) aus dem 12. Jahrhundert, den Palazzo del Popolo aus dem 13. Jahrhundert und den Palazzo del Podesta aus dem 12. Jahrhundert mit seinen guelfischen Zinnen und dem riesigen Torbogen, dem Voltone.

Zu ihrer Verteidigung vor allem gegen Volterra, wurde eine ringförmige Mauer angelegt. Nach der verheerenden Pest im Jahre 1348 unterwarf sich die entvölkerte und geschwächte Gemeinde 1352 endgültig der Stadt Florenz. Doch auch innerhalb der Mauern kämpften mehrere wohlhabende Familien der Guelfen und Ghibellinen um die Vorherrschaft. Sie errichteten aus Verteidigungs- und auch aus Prestigegründen Türme und Turmpaläste. Im 14. Jahrhundert war die Zahl der Türme auf 72 angewachsen. Bei blutigen Kämpfen konnten die Familien sich in ihren Türmen verbarrikadieren. Die Turmhöhe war gleichbedeutend mit der Größe des Ansehens.
 
Palazzo del Popolo, rechts der Dom Santa Maria Assunta

Gemäuer vergangener Macht, die Geschlechtertürme von San Gimignano


Unser Wanderführer, Dr. Gund, hat uns bereits im Bus angekündigt, dass wir uns vor der Wanderung den Dom (Basilika Santa Maria Assunta) von innen sehr gründlich ansehen werden. Denn außen ist er ein schmuckloses romanisches Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert. Innen aber, ist er um so mehr ausgeschmückt.
Leider war im Dom absolutes Fotografierverbot. Ich möchte aber wenigstens, von den sehr detaillierten Ausführungen des Herrn Dr. Gund das wiedergeben, was bei mir hängen geblieben ist.

Betritt man das Innere, man ist überwältigt! Alle Wände sind mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert ausgemalt. 

Beginnen wir mit den Ausführungen an der Rückwand über dem Eingang.
 
Dort ist ein großflächiges Fresko von Benozzo Gozzoli zu sehen, das "Martyrium des heiligen Sebastian" (1.
siehe weiter unten), der im Pfeilhagel stirbt. 

Oben an der Rückwand ist eine grandiose Darstellung des "Jüngsten Gerichtes" von Taddeo di Bartolo, zu sehen. Die Illustration der Hölle, sehr beeindruckend, viel Mord und Todschlag. Man fragt sich, ob der Künstler als Vorlage die damalige Zeit nahm.
Im linken Seitenschiff sind Szenen aus dem Alten Testament zu sehen. Der Bilderzyklus beginnt mit der Erschaffung der Welt. Zuerst Pflanzen und Tiere, dann folgen Adam und schließlich Eva, die aus seiner Rippe hervorsteigt. In der unteren Reihe sieht man auf einem Bild den Durchzug durchs Rote Meer. Das Heer des Pharaos trudelt über die Bildfläche und ertrinkt. 
Gemalt hat das Ganze Bartolo di Fredi (1367), einem Schüler Ambrogio Lorenzettis. 

Das rechte Seitenschiff wurde mit Szenen aus dem Neuen Testament von Barna di Siena (1350) gemalt. Leider verunglückte der Maler bei einem Sturz vom Arbeitsgerüst und die letzten Bilder wurden erst viel später fertiggestellt.

Die Kapelle der Heiligen Fina (2.
siehe weiter unten)  ist am Ende des rechten Seitenschiffs im Renaissancestil angebaut worden. Hier sind zwei Fresken von Ghirlandaio und seiner Werkstatt von (1475) sehenswert. Wenn man von Dr. Gund darauf hingewiesen wird, erkennt man in den Gesichtszügen individuelle Mimik, das verrät bereits Porträtrnalerei. 
In der rechten Szene kündigt der hl. Gregor der Stadtpatronin das Nahen des Todes an, links ist das Begräbnis der Fina dargestellt.

1)-Martyrium des heiligen Sebastian: Als der sich zum Christentum bekennende römische Soldat Sebastian sich weigerte, die heidnischen Götter weiter zu verehren, wurde er dazu verurteilt, von Pfeilen durchbohrt, ein qualvolles Martyrium zu erleiden. Der Heilige ist entkleidet an einen Baum gefesselt. Während zwei Gefährten bereits tot zu seinen Füßen liegen, zielen zwei Schergen mit ihren Bögen auf ihn.

2)-Fina, 1238 in San Gimignano geboren und am 12. März 1253 dort auch gestorben. Sie ist die Patronin von San Gimignano und wird als Selige der römisch-katholischen Kirche verehrt.


Porta San Matteo.
Nach den großartigen Fresken und den sehr beeindruckenden Erläuterungen des Herrn Dr. Gund verlassen wir den Dom, gehen die Via San Matteo weiter hinunter bis zur Porta San Matteo.

Der Verlauf der heutigen Hauptgassen, die wir gegangen sind,  Via San Giovanni - Via San Matteo entspricht noch dem Straßenverlauf des frühen Mittelalters. San Gimignano lag an der Frankenstraße, der alten Hauptverbindung von Nordeuropa nach Rom. Die Stadt entwickelte sichwährend des 12. und 13. Jahrhunderts zu einem blühenden Handelsplatz. 

Wir haben die Stadt durch die Porta San Matteo verlassen. Jetzt haben wir noch eine Wanderung vor uns, auf einem Panoramaweg mit grandioser Aussicht - immer die Türme vor Augen - so steht es im Programm.

Weiter, 4. Tag / Teil 2 - Wanderung um San Gimignano

| Home | Startseite-Toskana | Geschichte | 1. Tag - Anreise |
| 2. Tag -  Sieneser Crete - Siena-Stadtführung | 3. Tag - Castellina-, Panzano-, Radda- und Gaiole- in Chianti | 
| 4. Tag -  San Gimignano | 5. Tag - Monte Oliveto Maggiore, Pienza, Montepulciano

| 6. Tag - San Galgano, Chiesa di Monte Siepi | 7. Tag - Heimreise  |