Wandern in der südlichen Toskana ... 
... in dieser wundervollen Landschaft

vom 15.05.2006 bis 21.05.2006

5. Tag, Freitag 19.05.2006: Der heutige Tag führt uns zu Kaisern, Päpsten und  "noblem" Wein. 


Damit die Seiten nicht zu groß werden, habe ich den heutigen Tag in 3 Teile geteilt. 
Teil 1 - Abtei Monte Oliveto Maggiore 

Teil 2 - Wanderung
Teil 3 - Pienza und Montpulciano

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Teil 1 - Abtei Monte Oliveto Maggiore 

Von Siena nehmen wir an diesem Morgen die Via Cassia in Richtung Süden bis Buonconvento.
Die Kleinstadt Buonconvento liegt an der Mündung des Arbia in der Ombrone, rund 30 km südöstlich von Siena. Hier starb
einst der römischdeutsche Kaiser Heinrich VII. 1313 auf einem Kriegszug gegen den König von Neapel. 


Stadtmauer von Buonconvento

Buonconvento
Wir gehen an der gewaltigen Stadtmauer entlang, biegen rechts ab, um in das Stadtinnere zu gelangen. Die meisten versorgen sich hier mit Proviant und bummeln noch ein Viertelstündchen durch die Gassen, bevor es weiter, von hier dann bergauf, zur Abtei Monte Oliveto Maggiore geht. 

Abtei Monte Oliveto Maggiore
Der wuchtige Backsteinkomplex der Abtei erhebt sich weithin sichtbar am Hang einer jahrhundertealten mit Zypressen bestandenen Hügelkuppe inmitten der dramatischen Crete. Die Abtei Monte Oliveto Maggiore ist für mich eine der schönsten in der Toskana mit wunderbaren Freskenmalereien von Luca Signorelli und Sodoma.

Eingang, Abtei Monte Oliveto Maggiore
Über dem mächtigen Torbau mit einer Zugbrücke,
den Ein- und Ausgängen zum Klosterkomplex, begrüßen und verabschieden den Besucher jeweils eine glasierte Terracottaskulptur.  

Den Eintretenden heißt eine Madonna mit Kind  Willkommen.

Ein wenig Geschichte muss einfach sein, bevor wir eintreten. 

Monte Oliveto, das heißt soviel wie - der Ölberg, ist Symbol für Leid und Triumph Christi. 1313 zog der sienesische Adelige und Rechtsgelehrte Giovanni Tolomei (1272-1348), der sich später Bernardo nannte, mit zwei Freunden in die Einöde (die er schon damals als "deserto" - Wüste bezeichnete!), um ein gottesfürchtiges Dasein nach den Regeln des Hl. Benedikt zu fristen (ora et labora, bete und arbeite). 
Nach sechs Jahren erschienen ihm in einer Vision Jesus und die Madonna, ganz in Weiß gekleidet, und bestärkten ihn in seinem Vorhaben, eine Kongregation zu gründen, die er Santa Maria di Monte Oliveto nannte und dem Benediktinerorden unterstellte. Im Unterschied zum schwarzen Habit des Mutterordens (Farbe der Buße) trugen die Olivetaner aber getreu Bernardos Vision ein weißes (Farbe des Taufgewandes, des Paradieses). Der Orden der Olivetaner besteht als reformierter Zweig der Benediktiner noch heute und ist über die gesamte Welt verbreitet; die Mehrzahl der Novizen stammt heute aus Asien und Lateinamerika.
Ein backsteingepflasterter, von dichten Zypressenreihen gesäumter Weg führte uns zu der imposanten gotisch-romanischen Abtei.

Abtei Monte Oliveto Maggiore

Kreuzgang, Abtei Monte Oliveto Maggiore
Zur Abtei, die ganz in Backstein erbaut wurde, gehören diverse Kapellen, eine Bibliothek, eine Herberge und ein Kreuzgang der mit 35 Episoden aus dem Leben des heiligen Benedikt ausgemalt ist. Davon wurden neun Tafeln von Luca Signorelli (1497-98) erstellt; die übrigen 26 wurden von Sodoma (1504-1508) fertig gestellt. Der Zyklus, der an der Ostwand mit der Kindheit Benedikts beginnt, wird wegen seiner Kombination von architektonischen und naturalistischen Details als ein Meisterwerk der Freskenmalerei angesehen.

Man sagt Sodoma nach, dass er, ein maßlos fröhlicher und zügelloser Mensch war, der sich durch seine äußerst lockere Lebensweise den Namen Sodoma verdient hat. Den frommen Mönchen jedenfalls bereitete der lebenslustige Maler ebensoviel Freude wie Ungemach, wenn er die Versuchung Benedikts durch die "leichten' Mädchen allzu drastisch beschrieb oder gnadenlos Äbte und Persönlichkeiten der Zeit charikierte. Von seinem ausgeprägten Selbstbewusstsein, aber auch seiner Meisterschaft als Maler zeugt das raffinierte Selbstbildnis der dritten Episode, in der er sich mit seinen beiden Lieblingstieren, zwei gezähmten Dachsen, geschickt in der Bildmitte inszeniert.  

Bild-Nr. 3 - rechte Bildhälfte

Das Bild links ist nur ein Ausschnitt, es zeigt die rechte Bildhälfte, dort lässt sich ein Selbstbildnis Sodomas erkennen - im hochvornehmen, hermelingefütterten Gewand eines Mailänder Adligen, der ins Kloster eingetreten war. Der Abt hatte Sodoma das Gewand zum Geschenk gemacht. Man beachte die Tiere, die Sodoma begleiten: die Dachse und seinen »sprechenden Raben«.


Bild-Nr. 5 - In seiner Höhle erhält Benedikt von Romanus seine Speise in einem Korb, an dem das Glöckchen hing, das der Teufel mit einem Stein zerschmetterte.

Bild-Nr. 14 - Die vor Benedikt knienden Mönche bitten um eine Wasserquelle. Darauf  hin lässt er eine Quelle auf der Höhe des Bergs entspringen.

Bild-Nr. 25 - Zwei Mönche schlagen sich im Haus von Freunden den Bauch voll. Das speisen außerhalb des Klosters ist aber streng verboten.Die Szene zeigt, wie Benedikt den Mönchen sagt, wo und wann sie außerhalb der Klostermauern gesessen haben.

Bild-Nr. 30 - Das Mehlwunder: Nachdem alles Mehl aufgebraucht ist, stehen plötzlich zweihundert Scheffel Mehl an der Klosterpforte. Benedikt speist damit die Mönche. Rechts vorne sieht man, dass ein Mönch seinem Nachbarn feixend das Brot raubt.

Chorgestühl in der Kirche - Abtei Monte Oliveto Maggiore 
Bevor wir die Abtei verlassen, möchte ich nicht unerwähnt lassen:

In der Bibliothek, ein eindrucksvolles Lesepult. Die handwerklich wie künstlerisch hochbegabten Mönche spezialisierten sich schon früh auf die Pflege und das Binden von Handschriften und unterhalten noch heute 
eine Restaurationswerkstatt. Unter den mehr als 40.000 Bänden befinden sich kostbare Handschriften und handgemalte Chorbücher aus dem 14.-18. Jh. 

Die wunderschönen Schnitzereien und Intarsien des Chorgestühls der Kirche.

Es gibt auch noch eine Apotheke, in der die Mönche immer noch Honig und Liköre produzieren.

Ausgang, Abtei Monte Oliveto Maggiore
Beim Eintreten hat uns eine Madonna mit Kind Willkommen geheißen. Verabschiedet werden wir nun vom Heiligen Benedikt, der auf dieser Seite, oben in dem gewaltigen Torbogen sitzt. 

Beide Werke stammen von dem italienischen Bildhauer Luca della Robbia (um 1400 in Florenz geboren, 1481 gestorben). Er gehörte mit Ghiberti und Donatello zu den Begründern der Frührenaissance in Florenz
Es war ein Freitag-Morgen so ganz nach meinem Geschmack. Die einmalige Klosteranlage, ganz besonders die Fresken im Kreuzgang, werde ich so schnell nicht vergessen. Aber nun heißt es Abschied nehmen. Wir verlassen ganz langsam das Kloster. gehen zu unserem Bus und lassen die nächsten paar Kilometer, bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, die pure Natur auf uns wirken.

Blick auf Chiusere und die herrliche Landschaft der Crete

Weiter, 5. Tag / Teil 2 - Wanderung 

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