5. Tag,
Freitag 19.05.2006: Der heutige Tag führt uns zu Kaisern, Päpsten und
"noblem" Wein.
Damit die Seiten nicht zu groß werden, habe ich den heutigen Tag in 3
Teile geteilt.
Teil 1 - Abtei Monte Oliveto Maggiore
Teil 2 - Wanderung
Teil 3 - Pienza und
Montpulciano
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Teil 1 - Abtei Monte Oliveto Maggiore
Von Siena nehmen wir an diesem Morgen die Via Cassia in Richtung Süden
bis Buonconvento. Die Kleinstadt Buonconvento liegt an der Mündung
des Arbia in der Ombrone, rund 30 km südöstlich von Siena. Hier starb
einst
der römischdeutsche Kaiser Heinrich VII. 1313 auf einem
Kriegszug gegen den König von Neapel.
Stadtmauer von Buonconvento |
Buonconvento |
Wir gehen an der gewaltigen Stadtmauer
entlang, biegen rechts ab, um in das Stadtinnere zu gelangen. Die meisten
versorgen sich hier mit Proviant und bummeln noch ein Viertelstündchen durch
die Gassen, bevor es weiter, von hier dann bergauf, zur Abtei Monte Oliveto
Maggiore geht.
Abtei Monte Oliveto
Maggiore |
Der wuchtige Backsteinkomplex der Abtei erhebt sich weithin sichtbar am
Hang einer jahrhundertealten mit Zypressen bestandenen Hügelkuppe inmitten
der dramatischen Crete. Die Abtei Monte Oliveto
Maggiore ist für mich eine der schönsten in
der Toskana mit wunderbaren Freskenmalereien von Luca Signorelli
und Sodoma.
Eingang, Abtei Monte Oliveto
Maggiore |
Über dem mächtigen Torbau mit einer
Zugbrücke,
den Ein- und Ausgängen zum Klosterkomplex, begrüßen und
verabschieden den Besucher jeweils eine glasierte Terracottaskulptur.
Den Eintretenden heißt eine Madonna mit Kind Willkommen.
Ein wenig
Geschichte muss einfach sein, bevor wir eintreten.
Monte Oliveto, das heißt soviel wie - der Ölberg, ist Symbol für Leid und Triumph Christi. 1313 zog
der sienesische Adelige und Rechtsgelehrte Giovanni Tolomei (1272-1348),
der sich später Bernardo nannte, mit zwei Freunden in die Einöde (die er
schon damals als "deserto" - Wüste bezeichnete!), um ein
gottesfürchtiges Dasein nach den Regeln des Hl. Benedikt zu fristen (ora
et labora, bete und arbeite). |
Nach
sechs Jahren erschienen ihm in einer Vision Jesus und die Madonna, ganz in
Weiß gekleidet, und bestärkten ihn in seinem Vorhaben, eine Kongregation
zu gründen, die er Santa Maria di Monte Oliveto nannte und dem
Benediktinerorden unterstellte. Im Unterschied zum schwarzen Habit des
Mutterordens (Farbe der Buße) trugen die Olivetaner aber getreu Bernardos
Vision ein weißes (Farbe des Taufgewandes, des Paradieses). Der Orden der
Olivetaner besteht als reformierter Zweig der Benediktiner noch heute und
ist über die gesamte Welt verbreitet; die Mehrzahl der Novizen stammt
heute aus Asien und Lateinamerika. |
Ein backsteingepflasterter, von dichten
Zypressenreihen gesäumter Weg führte uns zu der imposanten
gotisch-romanischen Abtei. |
Abtei Monte Oliveto
Maggiore
|
Kreuzgang, Abtei Monte Oliveto
Maggiore |
Zur Abtei, die ganz in Backstein erbaut
wurde, gehören diverse Kapellen, eine Bibliothek,
eine Herberge und ein Kreuzgang der mit
35 Episoden aus
dem Leben des
heiligen Benedikt ausgemalt ist.
Davon wurden neun Tafeln von Luca Signorelli (1497-98)
erstellt; die übrigen 26 wurden
von Sodoma (1504-1508) fertig gestellt. Der Zyklus, der an der Ostwand mit der
Kindheit Benedikts beginnt, wird wegen seiner Kombination von
architektonischen und naturalistischen Details als ein Meisterwerk der
Freskenmalerei angesehen.
Man sagt Sodoma nach, dass er, ein maßlos fröhlicher und zügelloser
Mensch war, der sich durch seine
äußerst lockere Lebensweise den Namen Sodoma verdient hat. Den
frommen Mönchen jedenfalls bereitete der lebenslustige Maler ebensoviel
Freude wie Ungemach, wenn er die Versuchung Benedikts durch die
"leichten' Mädchen allzu drastisch beschrieb oder gnadenlos Äbte
und Persönlichkeiten der Zeit charikierte. Von seinem ausgeprägten
Selbstbewusstsein, aber auch seiner Meisterschaft als Maler zeugt das
raffinierte Selbstbildnis der dritten Episode, in der er sich mit seinen
beiden Lieblingstieren, zwei gezähmten Dachsen, geschickt in der
Bildmitte inszeniert.
Bild-Nr. 3 - rechte Bildhälfte |
Das Bild links ist
nur ein Ausschnitt, es zeigt die rechte Bildhälfte, dort lässt
sich ein Selbstbildnis Sodomas erkennen - im hochvornehmen,
hermelingefütterten Gewand eines Mailänder Adligen, der ins
Kloster eingetreten war. Der Abt hatte Sodoma das Gewand zum
Geschenk gemacht. Man beachte die Tiere, die Sodoma begleiten: die
Dachse und seinen »sprechenden Raben«. |
Bild-Nr. 5 - In seiner Höhle
erhält Benedikt von Romanus seine Speise in einem Korb, an dem das
Glöckchen hing, das der Teufel mit einem Stein zerschmetterte. |
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Bild-Nr. 14 - Die vor Benedikt
knienden Mönche bitten um eine Wasserquelle. Darauf hin lässt er eine Quelle auf der Höhe des Bergs
entspringen. |
Bild-Nr. 25 - Zwei Mönche
schlagen sich im Haus von Freunden den Bauch voll. Das speisen
außerhalb des Klosters ist aber streng verboten.Die Szene zeigt, wie
Benedikt den Mönchen sagt, wo und wann sie außerhalb der
Klostermauern gesessen haben. |
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Bild-Nr. 30
- Das Mehlwunder: Nachdem alles Mehl aufgebraucht ist, stehen
plötzlich zweihundert Scheffel Mehl an der Klosterpforte. Benedikt speist damit die Mönche.
Rechts vorne sieht man, dass ein Mönch seinem Nachbarn feixend das
Brot raubt. |
Chorgestühl in der Kirche - Abtei Monte Oliveto
Maggiore
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Bevor wir die Abtei verlassen, möchte ich nicht unerwähnt lassen:
In der Bibliothek, ein eindrucksvolles Lesepult. Die
handwerklich wie künstlerisch hochbegabten Mönche spezialisierten
sich schon früh auf die Pflege und das Binden von Handschriften und
unterhalten noch heute
eine Restaurationswerkstatt. Unter den mehr als
40.000 Bänden befinden sich kostbare Handschriften und handgemalte
Chorbücher aus dem 14.-18. Jh.
Die
wunderschönen Schnitzereien und Intarsien des Chorgestühls der
Kirche.
Es gibt auch noch eine Apotheke, in der die Mönche immer noch Honig
und Liköre produzieren. |
Ausgang, Abtei Monte Oliveto
Maggiore |
Beim Eintreten hat uns
eine Madonna mit Kind Willkommen
geheißen. Verabschiedet werden
wir nun vom Heiligen Benedikt,
der auf dieser Seite, oben in dem gewaltigen Torbogen sitzt.
Beide Werke stammen von dem italienischen Bildhauer Luca della
Robbia (um 1400 in Florenz geboren, 1481 gestorben). Er gehörte mit
Ghiberti
und Donatello
zu den Begründern der Frührenaissance in Florenz
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Es
war ein Freitag-Morgen so ganz nach meinem Geschmack. Die einmalige
Klosteranlage, ganz besonders die Fresken im Kreuzgang, werde ich so
schnell nicht vergessen. Aber nun heißt es Abschied nehmen. Wir
verlassen ganz langsam das Kloster. gehen zu unserem Bus und lassen
die nächsten paar Kilometer, bis zum Ausgangspunkt unserer
Wanderung, die pure Natur auf uns wirken. |
Blick auf Chiusere und die herrliche Landschaft der Crete |
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