5.
Tag, Freitag
19.05.2006:
Der heutige Tag führte uns zu Kaisern, Päpsten
und "noblem" Wein.
Damit die Seiten nicht zu groß werden, habe ich den heutigen Tag in 3
Teile geteilt.
Teil 1 - Abtei Monte Oliveto
Maggiore
Teil 2 - Wanderung
Teil 3 - Pienza und
Montpulciano
***********************************************************************************************
Teil 3 - Pienza und Montepulciano
|
Bevor wir nun nach Pienza hineingehen, schauen wir uns zuerst diesen
kleinen Stadtplan an. Man sieht hier sehr deutlich, dass alle historischen
Gebäde (rot markiert) im Herzen der Stadt um einen Platz herum stehen. Bei
diesen Gebäuden handelt es sich um ein Renaissanceensemble
auf der Piazza Pio II.
|
Links, Palazzo Ammannati und
"Caffe la Posta" - rechts, Palazzo Pubblico
Wir suchen
uns ein schattiges Plätzchen und lauschen unserem Wanderführer Dr.
Gund, der uns, wie auf der ganzen Tour, die geschichtlichen
Zusammenhänge bestens erklärt.
|
Links das "
Caffe la Posta" und Palazzo Pubblico |
Pienza wurde einst Corsignano
genannt, es ist der Geburtsort von Ennea Silvío Piccolomini, dem späteren Papst Pius
II (1458). Ein Jahr später gab er Bernardo
Rosselino den Auftrag, in seinem Geburtsort, auf kleinstem
Raum aus Corsignano eine Musterstadt der Renaissance zu machen und als
erstes den Palazzo del Papa (Papstgebäude)
mit Dom zu errichtensowie Gebäude für die Kardinäle und deren
Untertanen. Es sollte die ideale Stadt (it. città ideale) werden. Insgesamt
wurden mehr als 30 Gebäude erbaut, deren Bau mit dem Geld der Kirche finanziert
wurde. Später benannte der Papst Corsignano in Pienza um.
Brunnen mit dem Dom, Santa
Marie Assunta
|
Dom, Santa
Marie Assunta
Sehenswert sind die
Piazza Pio II mit dem wunderschönen Brunnen aus dem Jahre 1462, dahinter der
Dom.
Wie bereits gesagt, wurde 1459 mit den Arbeiten auf dem Hauptplatz
begonnen, wobei man versuchte, die utopische Vorstellung einer
idealen Stadt nach den humanistischen Maßstäben der Renaissance zu
realisieren. |
Die
Arbeiten begannen 1459, und schon drei Jahre später waren die
Baumaßnahmen so weit gediehen, dass die Stadt seinen Namen erhalten und
Bischofssitz werden konnte. Die Fertigstellung konnte bis zum Tode von
Pius II. im Jahr 1464 jedoch nicht erreicht werden: das Herz der Stadt,
die backsteingepflasterte Piazza Pio II. mit den angrenzenden Bauten war
jedoch fertiggestellt. |
Durch die kurzen Gassen
rechts des Doms erreicht man die breite, begehbare Stadtmauer von
Pienza, von wo man eine Aussicht auf das Val d'Orcia mit seinen
umgebenden Hügelketten hat.
|
|
Stadtmauer von Pienza |
Wir haben gerade noch Zeit
für einen Espresso im "Caffe la Posta" auf der Piazza Pio
II. Danach geht es durch die Porta al Ciglio zum Bus zurück. Wieder sind
es nur wenige Kilometer, bis auf einem steilen Bergrücken Montepulciano
sichtbar wird.
Montepulciano auf dem Bergrücken und
rechts, die Kirche Madonna di San Biaggio
|
Wir nähern uns südwestlich bis vor die
Tore Montepulcianos, und besichtigen zunächst die Kirche Madonna di San Biaggio, eines der eindrucksvollsten Bauwerke der toskanischen
Spätrenaissance.
Madonna di San Biaggio
|
Blick von
Madonna di San Biaggio auf Montepuciano
|
Diese Wallfahrtskirche
Madonna di San Biagio, wurde zwischen 1518 und 1540 von
Montepulcianos Renaissance-Architekt Antonio da Sangallo geschaffen.
Im Sonnenlicht schimmert die Travertinfassade goldgelb.
Der Sakralbau
Madonna di San Biagio wurde als Votivkirche zur Aufnahme eines
Madonnenbildes errichtet, das in den Ruinen einer alten, San Biaggio
geweihten Kirche erhalten geblieben war. Antonio da Sangallo, der Ältere,
schuf mit dem in den Jahren 1518-40 errichteten Zentralbau eines der
eindrucksvollsten Kirchengebäude der Hochrenaissance.
Brunnen - von Sangallo
|
Priesterhaus, auf dem Berg,
Montepuciano
|
Sangallo plante
den Bau dieser Rundkirche unter dem direkten Einfluss der Pläne
Bramantes für den Petersdom in Rom. Auch das an der Kirche gelegene
Priesterhaus und der Brunnen gehen auf einen Entwurf Sangallos zurück,
sind aber erst nach dessen Tod entstanden.
|
|
Wir gehen nicht zu Fuß den Berg nach Montepulciano hoch, sondern
fahren mit
dem Bus die
Zypressenallee hinaus, dann
noch einige Kehren bis zur Piazza
Sant Agnese. Hier heißt es
aussteigen,
denn der gesamte Stadtkern von Montepulciano ist für Kraftfahrzeuge
gesperrt. Mit seinen Palästen und
Kirchen inmitten der alten Mauer gibt sich das hügelig gelegene
Städtchen einen noblen Anstrich.
|
Montepulciano, Porta al Prato |
Montepulciano, Viale di
Sangallo |
Von der Piazza
Sant Agnese gehen wir die Straße, die am Park Poggiofanti vorbei
führt, zum Stadttor Porta al Prato, hier beginnt die
Hauptstraße, Viale di Sangallo. Nach wenigen Metern erreicht man
einen kleinen Platz mit einer Säule, auf der der "Marzocco"-Löwe
(Marzocco ist ein Löwe mit
Lilienwappen) steht,
Symbol der Herrschaft von Florenz, die 1511 an die Stelle der Wölfin
von Siena trat. |
An der
Piazza Manin liegt rechterhand
die Kirche Sant' Agostino, es
ist ein schönes und eines der interessantesten Gebäude Montepulcianos.
Die Vorderfront wurde 1427 von
Michelozzo di Bartolomeo (1396-1472)
geschaffen. Es gibt Stilelemente der Gotik und der Frührenaissance
zu bewundern. Es ist leider
sehr schlecht zu sehen, Die Terrakotta-Gruppe im Bogenfeld
"Muttergottes mit Kind zwischen Johannes dem Täufer und dem
Hl. Augustinus" ist ebenfalls von Michelozzo. |
Wir folgen dem Corso,
vorbei an vielen, zum Teil auch unvollendeten Palästen bis
zur Piazza Grande - höchster
Punkt und Zentrum der Stadt.
Der Platz
wird von wunderbaren Gebäuden umgeben, darunter der Palazzo
Comunale, ab 1424 erbaut; er erinnert uns mit seinem mächtigen,
viereckigen Turm, den festungsartigen Zinnen ganz stark an den
Palazzo Vecchio in Florenz.
|
|
Piazza Grande - Palazzo Comunale - Rathaus |
Piazza Grande - Dom |
Der Dom von
Montepulciano, ein
nichtssagendes Bauwerk, da die Fassade unvollendet blieb.
Der heutige Bau geht auf das Jahr 1594 zurück, als man nach Plänen
Ippolito Scalzas mit einem Neubau begann, der nach Verlegung des
Bischofssitzes von Chiusi nach Montepulciano (1561) als neuer
repräsentativer Bau die alte Pieve Santa Maria ersetzen sollte.
Erst 1680 waren die Arbeiten abgeschlossen, die Fassade blieb im
Rohzustand.
|
Piazza Grande - Palazzo del Capitano
del Popolo, rechts der Palazzo Nobili Tarugi
und ein Brunnen |
Die Piazza Grande - wird begrenzt vom Palazzo
Communale,
dem gotischen Palazzo del Capitano del Popolo, Palazzo Ricci und
Palazzo Neri-Orselli sowie dem Palazzo Nobili Tarugi mit kolossalen
Halbsäulen aus dem 16. Jahrhundert
von Andrea da Sangallo. (auf
dem linken Bild, rechts).
Davor steht ein Brunnen aus dem Jahr 1520. Auf zwei
etruskischen Säulen ruht ein mächtiger Brunnenbalken, auf dem zwei
Löwen das Wappen der Medici halten. |
Unser
Tagesprogramm haben wir fast erfüllt. Es fehlt nur noch das mit dem
"noblem" Wein. Von der Piazza Grande
gehen wir durch die steilen, engen Gassen wieder zurück in Richtung Porta al Prato.
In diesen Gassen wetteifern an jedem Eck die Weinkellereien und
Weinstuben um die Gunst und unsere Kaufkraft.
Montepulciano ist
auch für seinen hochwertigen Rotwein
“Nobile di Montepulciano“ berühmt. Er gehört zu den drei großen
Sangiovese-Weinen
dieser Region. Man sagt die besten Exemplare erreichen beinahe die
Wucht eines Brunello di Montalcino und behalten dabei die Eleganz
eines Chianti Classico. Der Vino Nobile di Montepulciano wird aus
der Prugnolo-Traube gekeltert, einem Klon des Sangiovese.
Außerdem bezeichnet „Montepulciano“ eine rote Rebsorte, die in
Italien weit verbreitet ist, vor allem in den Abruzzen und Marken.
Aus ihr werden reinsortige Weine wie Montepulciano d'Abruzzo
hergestellt, und sie wird viel für Verschnittweine genutzt. |
|
|
Die Zeit war einfach zu
kurz, gerne wären wir noch in die
Fattoria Pulcino, einem der vielen Weinanbieter in Montepulciano
eingekehrt, um
dort zwischen Fässern und Flaschen ein Gläschen zu trinken.
Wir setzen uns ins Marzocco und trinken hier zum Abschied ein
Gläschen sehr jungen Montepulciano, der als Rosso di Montepulciano (es
ist auch die preiswertere Variante)
ausgeschenkt wird. |
|
Wir sind
wieder auf der Piazza
Sant Agnese angekommen. Der Bus ist noch nicht da, deshalb werfe ich noch
einen Blick auf die außerhalb der Stadtmauer liegende Kirche
Sant Agnese. |
|
Die Kirche ist der Heiligen
Agnes geweiht,
gestorben ist sie 1317. Sie ist die Schutzpatronin Montepulcianos. Innerhalb der
erst 1926 erstellten Fassade befindet sich ein gotisches Portal. Das
einschiffige Innere ist im 19. Jahrhundert restauriert worden und
hat dabei eine Reihe von Veränderungen erlitten. Allerdings haben
auch verschiedene ältere Werke überlebt, darunter das Grabmal der
Heiligen Agnes.
|
Kirche und Piazza Sant Agnese |
Montepulciano, von der Piazza
Sant Agnese aus gesehen |
Wieder geht ein Tag zu Ende.
Ein wenig traure ich dem Vino Nobile di Montepulciano nach. Es
war
trotzdem ein wunderschöner Tag. Heute Morgen das Kloster Monte Oliveto
Maggiore, dann die Wanderung durch die dramatische Crete. Pienza,
der Geburtsort von Ennea Silvío Piccolomini, dem späteren Papst Pius
II und der Abschluss
hier in Montepulciano.
Ungefähr eine Stunde Busfahrt von hier und wir sind wieder im Hotel
in Siena. |
|