Wandern in der südlichen Toskana ... 
... in dieser wundervollen Landschaft

vom 15.05.2006 bis 21.05.2006

5. Tag, Freitag 19.05.2006:  Der heutige Tag führte uns zu Kaisern, Päpsten und  "noblem" Wein. 


Damit die Seiten nicht zu groß werden, habe ich den heutigen Tag in 3 Teile geteilt. 
Teil 1 - Abtei Monte Oliveto Maggiore 

Teil 2 - Wanderung
Teil 3 - Pienza und Montpulciano


***********************************************************************************************
Teil 3 - Pienza und Montepulciano

Bevor wir nun nach Pienza hineingehen, schauen wir uns zuerst diesen kleinen Stadtplan an. Man sieht hier sehr deutlich, dass alle historischen Gebäde (rot markiert) im Herzen der Stadt um einen Platz herum stehen. Bei diesen Gebäuden handelt es sich um ein Renaissanceensemble auf der Piazza Pio II.

Links, Palazzo Ammannati und "Caffe la Posta" -  rechts, Palazzo Pubblico


Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und lauschen unserem Wanderführer Dr. Gund, der uns, wie auf der ganzen Tour,  die geschichtlichen Zusammenhänge bestens erklärt.

Links das " Caffe la Posta" und  Palazzo Pubblico
Pienza wurde einst Corsignano genannt, es ist der Geburtsort von Ennea Silvío Piccolomini, dem späteren Papst Pius II (1458). Ein Jahr später gab er Bernardo Rosselino den Auftrag, in seinem Geburtsort, auf kleinstem Raum aus Corsignano eine Musterstadt der Renaissance zu machen und als erstes den Palazzo del Papa (Papstgebäude) mit Dom zu errichtensowie Gebäude für die Kardinäle und deren Untertanen. Es sollte die ideale Stadt (it. città ideale) werden. Insgesamt wurden mehr als 30 Gebäude erbaut, deren Bau mit dem Geld der Kirche finanziert wurde. Später benannte der Papst Corsignano in Pienza um. 

Brunnen mit dem Dom, Santa Marie Assunta

Dom, Santa Marie Assunta

Sehenswert sind die Piazza Pio II mit dem wunderschönen Brunnen aus dem Jahre 1462, dahinter der Dom.

Wie bereits gesagt, wurde 1459 mit den Arbeiten auf dem Hauptplatz begonnen, wobei man versuchte, die utopische Vorstellung einer idealen Stadt nach den humanistischen Maßstäben der Renaissance zu realisieren. 
Die Arbeiten begannen 1459, und schon drei Jahre später waren die Baumaßnahmen so weit gediehen, dass die Stadt seinen Namen erhalten und Bischofssitz werden konnte. Die Fertigstellung konnte bis zum Tode von Pius II. im Jahr 1464 jedoch nicht erreicht werden: das Herz der Stadt, die backsteingepflasterte Piazza Pio II. mit den angrenzenden Bauten war jedoch fertiggestellt.
Durch die kurzen Gassen rechts des Doms erreicht man die breite, begehbare Stadtmauer von Pienza, von wo man eine Aussicht auf das Val d'Orcia mit seinen umgebenden Hügelketten hat.


Stadtmauer von Pienza
Wir haben gerade noch Zeit für einen Espresso im "Caffe la Posta" auf der Piazza Pio II. Danach geht es durch die Porta al Ciglio zum Bus zurück. Wieder sind es nur wenige Kilometer, bis auf einem steilen Bergrücken Montepulciano sichtbar wird.

Montepulciano auf dem Bergrücken und rechts, die Kirche Madonna di San Biaggio
Wir nähern uns südwestlich bis vor die Tore Montepulcianos, und besichtigen zunächst die Kirche Madonna di San Biaggio, eines der eindrucksvollsten Bauwerke der toskanischen Spätrenaissance.

Madonna di San Biaggio

Blick von Madonna di San Biaggio auf Montepuciano
Diese Wallfahrtskirche Madonna di San Biagio, wurde zwischen 1518 und 1540 von Montepulcianos Renaissance-Architekt Antonio da Sangallo geschaffen. Im Sonnenlicht schimmert die Travertinfassade goldgelb.

Der Sakralbau Madonna di San Biagio wurde als Votivkirche zur Aufnahme eines Madonnenbildes errichtet, das in den Ruinen einer alten, San Biaggio geweihten Kirche erhalten geblieben war. Antonio da Sangallo, der Ältere, schuf mit dem in den Jahren 1518-40 errichteten Zentralbau eines der eindrucksvollsten Kirchengebäude der Hochrenaissance. 

Brunnen - von Sangallo

Priesterhaus, auf dem Berg, Montepuciano 
Sangallo plante den Bau dieser Rundkirche unter dem direkten Einfluss der Pläne Bramantes für den Petersdom in Rom. Auch das an der Kirche gelegene Priesterhaus und der Brunnen gehen auf einen Entwurf Sangallos zurück, sind aber erst nach dessen Tod entstanden.
Wir gehen nicht zu Fuß den Berg nach Montepulciano hoch, sondern fahren mit dem Bus die Zypressenallee hinaus, dann noch einige Kehren bis zur Piazza Sant Agnese. Hier heißt es aussteigen, denn der gesamte Stadtkern von Montepulciano ist für Kraftfahrzeuge gesperrt. Mit seinen Palästen und Kirchen inmitten der alten Mauer gibt sich das hügelig gelegene Städtchen einen noblen Anstrich.  

Montepulciano, Porta al Prato

Montepulciano, Viale di Sangallo
Von der Piazza Sant Agnese gehen wir die Straße, die am  Park Poggiofanti vorbei führt, zum Stadttor Porta al Prato, hier beginnt die Hauptstraße, Viale di Sangallo. Nach wenigen Metern erreicht man einen kleinen Platz mit einer Säule, auf der der "Marzocco"-Löwe (Marzocco ist ein Löwe mit Lilienwappen) steht, Symbol der Herrschaft von Florenz, die 1511 an die Stelle der Wölfin von Siena trat. 

Torre di Pulcinella



An der Piazza Manin, steht der Torre di Pulcinella. Auf dessen Dach steht eine Pulcinella-Figur aus der Comedia dell' Arte, die die Glocke schlägt.

Hier zeigt also ein italienischer Hanswurst Einwohnern und Touristen, was die Stunde geschlagen hat.


Kirche,  Sant. Agostino                                           
An der Piazza Manin liegt rechterhand die Kirche Sant' Agostino, es ist ein schönes und eines der interessantesten Gebäude Montepulcianos.
Die Vorderfront wurde 1427 von Michelozzo di Bartolomeo (1396-1472) geschaffen. Es gibt Stilelemente der Gotik und der Frührenaissance zu bewundern. Es ist leider sehr schlecht zu sehen, Die Terrakotta-Gruppe im Bogenfeld "Muttergottes mit Kind zwischen Johannes dem Täufer und dem Hl. Augustinus" ist ebenfalls von Michelozzo.
Wir folgen dem Corso, vorbei an vielen, zum Teil auch unvollendeten Palästen bis zur Piazza Grande - höchster Punkt und Zentrum der Stadt. 

Der Platz wird von wunderbaren Gebäuden umgeben, darunter der Palazzo Comunale, ab 1424 erbaut; er erinnert uns mit seinem mächtigen, viereckigen Turm, den festungsartigen Zinnen ganz stark an den Palazzo Vecchio in Florenz. 

Piazza Grande - Palazzo Comunale - Rathaus

Piazza Grande - Dom
Der Dom von Montepulciano, ein nichtssagendes Bauwerk, da die Fassade unvollendet blieb. 

Der heutige Bau geht auf das Jahr 1594 zurück, als man nach Plänen Ippolito Scalzas mit einem Neubau begann, der nach Verlegung des Bischofssitzes von Chiusi nach Montepulciano (1561) als neuer repräsentativer Bau die alte Pieve Santa Maria ersetzen sollte. Erst 1680 waren die Arbeiten abgeschlossen, die Fassade blieb im Rohzustand.

Piazza Grande - Palazzo del Capitano del Popolo,  rechts der Palazzo Nobili Tarugi 
 und ein Brunnen 
Die Piazza Grande - wird begrenzt vom Palazzo Communale, dem gotischen Palazzo del Capitano del Popolo, Palazzo Ricci und Palazzo Neri-Orselli sowie dem Palazzo Nobili Tarugi mit kolossalen Halbsäulen aus dem 16. Jahrhundert von Andrea da Sangallo. (auf dem linken Bild, rechts).

Davor steht ein Brunnen aus dem Jahr 1520. Auf zwei etruskischen Säulen ruht ein mächtiger Brunnenbalken, auf dem zwei Löwen das Wappen der Medici halten.
Unser Tagesprogramm haben wir fast erfüllt. Es fehlt nur noch das mit dem "noblem" Wein. Von der Piazza Grande gehen wir durch die steilen, engen Gassen wieder zurück in Richtung Porta al Prato. In diesen Gassen wetteifern an jedem Eck die Weinkellereien und Weinstuben um die Gunst und unsere Kaufkraft.

 
Montepulciano ist auch  für seinen  hochwertigen Rotwein “Nobile di Montepulciano“ berühmt. Er gehört zu den drei großen Sangiovese-Weinen dieser Region. Man sagt die besten Exemplare erreichen beinahe die Wucht eines Brunello di Montalcino und behalten dabei die Eleganz eines Chianti Classico. Der Vino Nobile di Montepulciano wird aus der Prugnolo-Traube gekeltert, einem Klon des Sangiovese. 

Außerdem bezeichnet „Montepulciano“ eine rote Rebsorte, die in Italien weit verbreitet ist, vor allem in den Abruzzen und Marken. Aus ihr werden reinsortige Weine wie Montepulciano d'Abruzzo hergestellt, und sie wird viel für Verschnittweine genutzt. 
Die Zeit war einfach zu kurz, gerne wären wir noch in die Fattoria Pulcino, einem der vielen Weinanbieter in Montepulciano eingekehrt, um dort zwischen Fässern und Flaschen ein Gläschen zu trinken.

Wir setzen uns ins Marzocco und trinken hier zum Abschied ein Gläschen sehr jungen Montepulciano, der als Rosso di Montepulciano
(es ist auch die preiswertere Variante) ausgeschenkt wird.
Wir sind wieder auf der Piazza Sant Agnese angekommen. Der Bus ist noch nicht da, deshalb werfe ich noch einen Blick auf die außerhalb der Stadtmauer liegende Kirche Sant Agnese. 
Die Kirche  ist der Heiligen Agnes geweiht, gestorben ist sie 1317. Sie ist die Schutzpatronin Montepulcianos. Innerhalb der erst 1926 erstellten Fassade befindet sich ein gotisches Portal. Das einschiffige Innere ist im 19. Jahrhundert restauriert worden und hat dabei eine Reihe von Veränderungen erlitten. Allerdings haben auch verschiedene ältere Werke überlebt, darunter das Grabmal der Heiligen Agnes.

Kirche und Piazza Sant Agnese                                              

Montepulciano, von der Piazza Sant Agnese aus gesehen
Wieder geht ein Tag zu Ende. Ein wenig traure ich dem Vino Nobile di Montepulciano nach. Es war 
trotzdem ein wunderschöner Tag. Heute Morgen das Kloster Monte Oliveto Maggiore, dann die Wanderung durch die dramatische Crete.
Pienza, der Geburtsort von Ennea Silvío Piccolomini, dem späteren Papst Pius II  und der Abschluss hier in Montepulciano. 


Ungefähr eine Stunde Busfahrt von hier und wir sind wieder im Hotel in Siena.

| Home | Startseite-Toskana | Geschichte | 1. Tag - Anreise |
| 2. Tag -  Sieneser Crete - Siena-Stadtführung | 3. Tag - Castellina-, Panzano-, Radda- und Gaiole- in Chianti | 
| 4. Tag -  San Gimignano | 5. Tag - Monte Oliveto Maggiore, Pienza, Montepulciano

| 6. Tag - San Galgano, Chiesa di Monte Siepi | 7. Tag - Heimreise  |